Die genauen Anfänge des Bläserchors Niesky liegen
im Dunkeln. Offenbar wurden schon 1744 die ersten Instrumente
- Waldhörner und Trompeten - angeschafft, um die Gemeinde
zu ihren täglichen Versammlungen zusammen zu rufen. Im
Jahr 1746 ist das Blasen zum Ostermorgen zum ersten Mal im
Gemeindiarium dokumentiert: "Wir erwachten Ostern mit
Freude, wo früh die Gemeinde mit Trompeten und Waldhörnern
geweckt wurde." Im Kassenbuch der Gemeinde, das von Johann
Raschke geführt wurde, ist für das Jahr 1747 eine
Ausgabe für die Anschaffung zweier Trompeten vermerkt.
Als 1750 die regelmäßige Feier des Heiligen Abendmahls
in Niesky eingeführt wurde, lud ein Choral der Bläser
die Gemeine zur Abendmahlsversammlung ein. Um 1751 wurden
die vorhandenen Instumente um einen Satz Posaunen und einige
neue Trompeten erweitert. Von diesen ersten Jahren an standen
die Bläser in Niesky wie in jeder anderen Brüdergemeine
ganz im Dienst des geistlichen Lebens: sie weckten die Gemeinde
zu den Festtagen, begleiteten ihren Choralgesang und führten
bei Begräbnissen und am Ostermorgen den Zug zum Gottesacker
an. ![](pic/bild_blch.jpg)
Auch bei besonderen Ereignissen im Gemeindeleben waren die
Bläser gefragt: bei Jubiläen und zur Begrüßung
von Gästen aber auch bei der Grundsteinlegung und Einweihung
von Gebäuden. So wirkten die Bläser bei den Feierlichkeiten
rund um den Bau des neuen Kirchensaals 1874/75 mit, was nicht
nur in verschiedenen Berichten, sondern auch in einem Foto
von der Grundsteinlegung dokumentiert ist.
Bei der Einweihungsfeier erhielten die Nieskyer Bläser
sogar Verstärkung aus den umliegenden Gemeinden: "Früh
um 7.00 Uhr wurde abwechselnd mit den beiden neuen Glocken
geläutet und von den vereinigten Bläserchören
geblasen." Als 1920 neue Kirchenglocken angeschafft wurden,
begleiteten nicht nur die Kinder der Ortsschule, sondern auch
die Bläser den Transport zur Kirche.
Der zweite Weltkrieg, der viele Häuser um den Zinzendorfplatz
in Schutt und Asche legte, verursachte auch eine vorübergehende
Pause im Dienst der Bläser. Darüber heißt
es im Jahresbericht von 1945: "Entbehren müssen
wir noch unseren Bläserchor. Es fehlt wohl nicht an Bläsern,
aber es sind alle Instrumente verlorengegangen. Herbert Kramer
gibt sich Mühe, neue zu beschaffen." Genauere Angaben
finden sich im Lebenslauf von Carl Gottfried Vollprecht, der
die Bläserarbeit in der Nachkriegszeit wieder aufbaute:
"Im folgenden Jahr beschloss der Ältestenrat, den
Bläserchor wieder erstehen zu lassen. Ich wurde beauftragt,
die Instrumente in Markneukirchen zu kaufen. Durch die Mithilfe
einiger Geschwister war es möglich, dort Gegenleistungen
zu machen. Nach zwei Monaten konnte zur Einweihung des wiederhergestellten
großen Saales der Chor das erste Mal blasen. Es hatten
sich einige alte Bläserbrüder zur Verfügung
gestellt und einige Junge waren angelernt worden. Herbert
Kramer, der die Leitung des Chores hatte, trat aber schon
nach einigen Monaten zurück. Ich hatte nun mit einigen
kürzeren Unterbrechungen die Verantwortung für unseren
Bläserchor und freue mich dieses Auftrages und der Bereitwilligkeit
der teils noch recht jungen Bläser."
In den 1960er Jahren ging die Leitung des Bläserchors
an die junge Kantorin Monika Schordan über. 1975 übernahm
Armgard Brusch die Bläserabeit. Die politischen Umstände
in der DDR-Zeit und der kleiner gewordene Chor schränkten
die Bewegungsfreiheit des Bläserchors ein, so dass beispielsweise
das öffentliche Aufblasen an Festtagen in der Stadt nicht
weiter fortgeführt werden konnte. Nach der Wende wurde
jedoch die Feier der Wiedervereinigung am 3. Okt. 1990 mit
dem morgentlichen Wecken der Einwohner durch den Bläserchor
eingeleitet. Im folgenden Jahr 1991 richtete Niesky den 24.
Bläsertag der Brüdergemeine aus, der über 250
Bläser aus Ost und West zusammenbrachte. Als Armgard
Brusch nach über 30-jähriger Tätigkeit die
Leitung des Bläserchors abgab, fand sich in dem Studenten
Adrian de Haas ein engagierter Spieler, der bereit war, den
Chor vorübergehend zu leiten.
Seit 2006 liegt die Leitung unseres Bläserchors in den
Händen von Christiane Biedermann.
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